Der italienische Gaumen verlangt bei den gefüllten Teigwaren grosse Frische, schon die abgepackten Ravioli in den Supermercati sind nur ein Ersatz für
die frischen Teigtaschen der Nonna oder dem “Gastronomo” um die Ecke.
In der nahen Schweiz waren es die vielen italienischen Tunnelbauer und Muratori, welche bereits vor 150 jenseits der Alpen Jahren Arbeit und Auskommen fanden:
mit ihnen kam auch die italienische Küche mit Spaghetti’s und Chianti im Fiaschetto ins Wallis und das ganze Mittelland.
Es sollte dann noch weitere 75 Jahre dauern, bis findige Köpfe in der renommierten seit 1886 bestehenden Konfitüren Fabrik “Hero” in Lenzburg, die “Italianità” in den Blechdosen erfanden. Dank ihnen wurden die Ravioli mit Sugo fast unbegrenzt haltbar.
Wollte man eine schnelle Mahlzeit zubereiten genügte es die Ravioli in eine Bratpfanne zu geben, einige Minuten auf mittleren Feuer aufzuwärmen im Teller anzurichten und schon ist die “Italianità aus der Dose welche eine preiswerte und köstlich Mahlzeit garantiert”, bereit. So jedenfalls versprach die Werbung und sie verfehlte ihre Wirkung nicht. Der Schreibende erinnert sich an die Familienausflüge und den Militärdienst, wo die “Ravioli aus der Dose” immer sehr beliebt waren. Auf die Ravioli wurde geriebener Emmentaler oder Greyerzer gestreut und dazu wurde ein grüner Salat serviert.
Ein Rückschlag erhielt der Siegeszug der Dosen-Ravioli, die sich in der Zwischenzeit auch in Frankreich etablierten, als 1978 eine Verbraucher-Organisation heraus fand, dass die Füllung nicht nur bestes Rinds- oder Schweinefleisch enthielt, sondern auch Innereien und viel zu viel geriebenes Brot.
Die Qualität wurde verbessert und auch heute werden in der Schweizer Miliz-Armee
gute 60 Tonnen Dosen Ravioli verspeist. Die Rezeptur der Ravioli ist seit 1948 die gleiche nur werden die Ravioli heute fast ausschliesslich maschinell hergestellt. Meist von Maschinen der Firma Bühler in Uzwil bei St. Gallen, die auch für die besten Teigwarenfabriken in Italien die «Past Maschinen» liefert, auch diejenigen welche mit trafile di bronzo (Bronze-Formen) Spitzenqualität produzieren und anbieten.
Auf eine gute Nachbarschaft am Tisch, auch wenn die «Gusti» manchmal verschieden sind.
Walter Finkbohner