Über Pierre Gianadda, welcher im Dezember in Alter von 88 in Martigny (Wallis) verstorben ist und verdienter Ehrenbürger von Domodossola war, hat “Ossola24” bereits berichtet.
Es ist aber wichtig noch mehr über die Herkunft und das Schaffen dieses aussergewöhnlichen Menschen zu wissen. Sein Grossvater war ein einfacher Bauarbeiter aus dem Piemont, welcher durch aufopfernde Arbeit eine Baufirma
gründete. Seine Mutter stammte aus einer angesehenen Familie aus dem Städtchen Martigny, welches zu römischer Zeit den Namen «Forum Claudii Vallensium» trug. Es war der nördliche Endpunkt des römischen Passüberganges «Grosser St. Bernard, Mons Jovis» von Aosta her.
Pierre Gianadda liess sich an der EPUL in Lausanne zum Ingenieur ausbilden und
übernahm nicht nur die Firma seines Vaters, sondern war der «eigentliche Baumeister» seiner auf die Zukunft ausgerichteten Stadt Martigny mit seinen damals 15'000 Einwohnern. Er baute rund 1400 neue Wohnungen und brachte damit auch Wohlstand in die Region und sich selbst ein solides Vermögen von rund 300 Mio. Franken.
1976 stiessen die Bauarbeiter auf Grundstücken von Gianadda auf einen galloromanischen Tempel. Im Gegensatz zu vielen andern Bauherren, wollte er
nicht, dass die Tempelruinen nach der Vermessung wieder überdeckt würden. Er
liess die Arbeiten stoppen und liess auf seine Kosten weitere römische Zeugen ausgraben, inklusive des Amphitheaters.
Und hier kommt, das Amt für Archäologie des Kantons Wallis zum Zug: Im Gegensatz zur Archäologie des Zentralstaates Italien, setzen sich Gianadda und die Verantwortlichen des Kantons zusammen, denn man wollte das römische Stadtviertel der Nachwelt zum Besuche erhalten.
Gianadda brachte sein Vermögen in seine Stiftung ein, die es ermöglichte, die
Ausgrabungen zu finanzieren und ein Museum zu errichten. Als grosser Kunstmäzen gliederte er auch seine Sammlung antiker und zeitgenössischen Künstler an. Dazu kam auch noch seine grosse Sammlung von Autos aller Zeitepochen. Regelmässig werden Kunstausstellungen zu diversen Themen und Konzerte veranstaltet.
Nicht nur wird das römische Erbe sichtbar sondern Martigny wurde zum international bekannten Kunst-Mekka (www.gianadda.ch) mit Besuchern aus der ganzen Welt. Jährlich wird die «Fondazione Gianadda» von 250'000 zahlenden Gästen besucht, was den Tourismus fördert und Arbeitsstellen schafft.
Gianadda sagte immer, dass er das Wohl seiner Stadt fördern wolle und für sich keine Ansprüche stelle. Er hielt sein Versprechen, Martigny zählt nun über 20'000 Einwohner. Als er vor wenigen Wochen seine Augen für immer schloss, hinterliess als Erbe die vitale «Fondazione Gianadda», für sich persönlich hatte er nur seine Wohnung und einige wenige Bilder behalten. Ein beispielhaftes Leben in unserer Grenzregion zwischen dem Piemont und dem Wallis.
Walter Finkbohner