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Schermata 2025 01 03 alle 10.17.25

Es kann ein Zufall sein, aber es ist Tatsache, dass das Tonic Getränk «Schweppes» und der Aperitif «Crodino» im Einzugsbereich der Wasser des Simplons entwickelt wurden. Die beiden alkoholfreien Getränke haben keine gemeinsame Geschichte, aber sie haben grossen Erfolg und fast niemand kennt sie.

Beginnen wir mit «Schweppes» in der Flasche mit der gelben Etikette und dem nachempfundenen Namenszug von Jacob Schweppe, einem Uhrmacher aus dem Deutschen Hessen, welcher 1766 in Genève Arbeit fand. Der junge Mann war neugierig und erfand 1780 ein Verfahren, mit welchem sich Wasser mit Kohlensäure versetzen liess. Jacob Schweppe bot es zuerst den Ärzten und Apothekern als Gesundheitsgetränk für ihre Patienten an. Der Erfolg kam augenblicklich und 1783 liess er es patentieren. Die 1789 in Frankreich ausbrechende Revolution liess ihn sein Glück in England versuchen. Da es ausser den Korkzapfen noch keine Möglichkeit gab, die Flaschen zu verschliessen und die Kohlensäure durch die Zapfen entwich, erfand er eine liegende Flasche in Eiform.  Bei ihr blieb der Korkzapfen immer feucht und damit dicht.

Es folgten Jahre mit Änderungen im Besitz des Patentes. Der Bezug zum «British Empire» brachte einen ersten grossen Erfolg mit dem Zusatz von südlichen Fruchtsäften. 1870 folgte der grosse Schritt zum kolonialen «Tonic Water», mit dem Zusatz von Chinin. Zuerst blieb der Grosserfolg auf das Vereinigte Königreich beschränkt

Im 2. Weltkrieg entdeckten die US-Soldaten das «Schweppe Tonic Water».  Es wurde in den USA schnell zum Lieblingsgetränk und kurz darauf auch in Europa. «Schweppes», wie es nun nach weiteren Besitzerwechseln hiess, war auf dem Siegeszug und es wurde an den verschiedensten Orten der Welt abgefüllt und verkauft.

Dann erfolgte die grosse Rückkehr in die Westschweiz:  Seit dem letzten Jahr ist «Schweppes» für die Schweiz wieder an den Ursprung des Simplon-Wassers zurückgekehrt: «Schweppes» wird in der Walliser Mineralwasserquelle APROZ bei Nendaz abgefüllt und per Bahntransport direkt in die ganze Schweiz geliefert.

Die Geschichte des «Crodino» aus dem Val Antigorio oberhalb von Domodossola ist kürzer aber nicht minder interessant.  Der strohfarbige, alkoholfreie Apero im konischen Fläschchen hatte 1965 in Windeseile die Apero-Welt erobert.  Zuerst mit dem Namen «Picador» und dann kurz darauf unter dem Begriff «Biondino».  Treibende Kraft für das neue Produkt war der Präsident der Thermen von Crodo, Piero Ginocchi ein Industrieller von Schrot und Korn. Er verstand es für die Mineralquelle im fernen Tal unterhalb des Simplons ein neues Produkt zu erfinden. Er wollte nicht nur wie bisher einfaches Mineralwasser verkaufen, sondern ortete eine Marktlücke beim alkoholfreien Apero. Ein Getränk, den die immer zahlreicheren Vespa- und Autofahrer problemlos geniessen konnten, ohne mit zuvielen Promillen gebüsst zu werden.  Im Önologen Maurizio Gozzellino aus Cuneo fand Ginocchi den idealen Partner, der ihm eine nach wie vor geheime Mischung aus Kräutern, speziellen Wurzeln, Spuren von Kardamom, Gewürznelken und Muskatnuss entwickelte. Dieses Konzentrat wurde erstmals im Jahre 1965 in 45'000 Glasfläschchen abgefüllt, etikettiert und verkauft.

Piero Ginocchi der die Thermen von 1933 bis 1983 leitete, verstand das Marketing wie nur Wenige. Er investierte ins neue Medium Fernsehen, das alle italienischen Familien erreichte: Er buchte in der beliebten, allabendlichen Reklame-Sendung «Carosello» 18 Sendungen.  Im «Carosello» wurde in 1 Minute 45 Sekunden ein unterhaltsamer Spot gezeigt, und in weitern 30 Sekunden durfte man Werbung für das Produkt machen. Sogar die junge Brigitte Bardot spannte er mit Wort, Gesang und Bild in die Werbung ein. Der Erfolg war durchschlagend. Der «Biondo» macht dem -1961 von den Thermen in San Pellegrino - roten «San Pellegrino Bitter» (ab 1985 «SanBitter» genannt) eine harte Konkurrenz.

Wie bei «Schweppes» änderten auch bei der Mineral-Quelle in Crodo di Besitzer.

So kam es dazu, dass der «Crodino» obwohl noch mit dem Original-

Rezept, aber nicht mehr in Crodo sondern im Südpiemont hergestellt wird.

Fatalerweise genau zum Zeitpunkt als «Schweppes» zur Quelle in den Walliser-Alpen zurückgefunden hat.

Trotzdem: “Alla salute” mit den beiden Getränken, deren Geschichte von Menschen aus unseren Alpen stammen.

PS: Die APROZ-Quelle kann in Gruppen besichtigt werden. Mail Adresse, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Walter Finkbohner